Darf ich mich vorstellen? Ich bin Leopold Zausel von der Distelbeck. Willkommen in meinem virtuellen zu Hause.

Leider habe ich vor langer Zeit mein Heim verloren und musste eine Zeit lang auf der Straße leben. Aufgrund einer kleinen Fehlfunktion meiner Schilddrüse wurde ich dort sehr krank und brauchte dringend Hilfe. Meine Retter vom Tierschutzverein Groß-Essen e. V. haben nicht lange gefackelt und mich zu sich genommen. Dort wurde ich mit viel Liebe von den Pflegern aufgepäppelt und durfte sogar für ein paar Tage in ein Katerhotel mit VIC*-Zimmer. Die Wirte Bea und Ernst haben mich dort besonders gut behandelt und sich hervorragend um mich gekümmert. Und am 23. Dezember 2011 war es dann soweit: Ich bekam mein neues zu Hause mit eigener Schmuserin und Betreuerin, die nur noch für mich da ist.

Meine Namensgebung war so eine Sache. Da ich im Distelbeckhof in Essen-Katernberg (ein sehr schöner Stadtteil-Name!) gefunden wurde, nannten die Leute im Tierheim mich Distel. Bea und Ernst haben festgestellt, dass ich aussah wie ein Zausel, da ich ziemlich übel vom Tierheim-Frisör zugerichtet wurde. Doch meiner Betreuerin verriet ich meinen vollständigen Namen: Leopold Zausel von der Distelbeck, für Freunde kurz Leo.

*) VIC = very important cat

Sonntag, 13. Mai 2012

Muttertag


Es ist schon so viele Sommer her, dass ich meine Mutter das letzte Mal gesehen habe. Jedes Jahr um diese Zeit denke ich jedoch an meine Kindheit und die Zeit mir ihr zurück.

Wir waren ein Wurf von 8 Jung-Katern und Jung-Katerinnen. Unsere Mama war eine wunderschöne schwarz-weiße Kurzhaar-Dame, die damals noch sehr knackig und frisch war. Unser Vater ließ sich nie bei uns blicken, denn er war ein Streuner, der seine Abenteuer auf den Straßen der Welt suchte. Nach den Erzählungen unserer Mutter war er ein großer und stattlicher schwarzer Kater, der voller Humor und Charme war.

Meine Eltern trafen sich einige Wochen vor unserer Geburt zu gemeinsamen Gesängen und Liebesspielen. Doch kurz bevor Mama die frohe Kunde ihrer Trächtigkeit ihrem Liebsten mitteilen konnte, war dieser schon in die Weite verschwunden.

Meine Geschwister und ich wuchsen in einer Gartenkolonie auf. Die Menschen dort ließen uns hauptsächlich in Ruhe und kümmerten sich nur sehr selten um uns.

Unsere Kindheit war unbeschwert und voller aufregender Ereignisse. Die Mama war streng aber liebevoll. Anfangs sorgte sie dafür, dass wir es immer warm und gemütlich hatten. Zudem stellte sie sicher, dass wir immer satt wurden. Sie putzte uns nach jeder Mahlzeit und konnte einfach herrlich schnurren. Wir Welpen kuschelten uns eng aneinander, wenn Mama uns nach dem Mittagessen ein Lied vortrug bis wir sanft schlummerten.

Als wir älter wurden, merkte ich, dass ich der größte Kater des Wurfes war. Somit war auch schnell klar, dass ich der Boss der Bande wurde. Wenn Mutter mal nicht hinschaute, kletterten wir auf die höchsten Berge und kämpften um die vielen Spielzeuge, die wir hatten. Besonders die Schmetterlinge hatte es mir angetan, denen konnte man so toll hinterher springen.

Mit der Zeit brachte Mama uns immer mehr Mäuse mit. Die ersten waren noch tot und nur von mittlerem Interesse für uns. Sie kam mit der Maus im Maul und rief uns zusammen. Dann mussten wir zugucken, wie sie die Maus mit der Pfote hochwarf und wieder auffing. Anschließend waren wir dran. Locker schmiss ich das tote Ding hoch in die Luft und musste nur in Deckung gehen, als es wieder herunter kam. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass meine Geschwister viel länger brauchten, bis sie das Kunststück auch beherrschten.

Schwieriger wurde es dann, als unsere Mutter lebendige Mäuse mitbrachte. Ihr glaubt ja nicht, wie schnell so eine Maus ist. Aber mit den Tricks, die Mama uns zeigte, hatte ich es auch schnell heraus, eine lebendige Maus zu Futter zu verarbeiten. Die schmecken übrigens gar nicht so schlecht. (Warum gibt es eigentlich kein Katerfutter mit Mausgeschmack???)

Ich glaube, irgendwann wurden wir unserer Mutter zu viel. Sie blieb immer länger weg und reagierte genervt, wenn wir wieder kuscheln wollten. Irgend etwas sagte mir, dass es bald Zeit für uns wurde, ein neues zu Hause zu finden.

Genau zu dieser Zeit kamen einige Menschen zu uns zu Besuch. Erst nahmen sie zwei meiner Schwestern einfach weg. Doch Mama schien gar nicht so unglücklich und mir fehlten sie auch nicht wirklich – sind halt Mädchen! Und eines Tages dann war es auch für mich soweit.

Ein paar Menschenhände griffen mich, zwei große Menschenaugen guckten mir tief in die meinigen und schneller als ich gucken konnte, saß ich zum ersten Mal in einer Transportbox.

VIELEN LIEBEN DANK, MAMA! ICH WERDE IMMER AN DICH DENKEN UND DICH NIE VERGESSEN!“

Allen Müttern an dieser Stelle einen wunderschönen Muttertag.
Euer Leo

4 Kommentare:

  1. Was für eine schöne Muttertagsgeschichte!
    So toll erzählt - ich habe den kleinen Leo direkt vor mir gesehen ... aber auch die Katzenmama, die hatte bestimmt reichlich zu tun ;)
    VLG
    Michaela

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  2. Deine Mama hat bestimmt gut zu tun gehabt mit dir :-D Aber schön, dass sie uns dich geschenkt hat ;-) Danke liebe Mama von Leo!
    Schnurrer Engel und Teufel

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  3. Toll wie deine Mama dir das Jagen mit den Mäuschen beigebracht hat.

    Warum gibt es kein Futter mit Mausgeschmack ... das fragen wir uns auch, denn wir kennen das ja gar nicht *hüstel*

    Nasenstumper
    Felix & Shadow

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    1. Meine Mama war schon eine tolle Katerin.

      Wenn Ihr wissen wollt, wie Mäuse schmecken, kann ich ja mal meine Beziehungen spielen lassen und Euch gerne welche schicken lassen.

      *Köpfchengeb*
      Leo

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