Darf ich mich vorstellen? Ich bin Leopold Zausel von der Distelbeck. Willkommen in meinem virtuellen zu Hause.

Leider habe ich vor langer Zeit mein Heim verloren und musste eine Zeit lang auf der Straße leben. Aufgrund einer kleinen Fehlfunktion meiner Schilddrüse wurde ich dort sehr krank und brauchte dringend Hilfe. Meine Retter vom Tierschutzverein Groß-Essen e. V. haben nicht lange gefackelt und mich zu sich genommen. Dort wurde ich mit viel Liebe von den Pflegern aufgepäppelt und durfte sogar für ein paar Tage in ein Katerhotel mit VIC*-Zimmer. Die Wirte Bea und Ernst haben mich dort besonders gut behandelt und sich hervorragend um mich gekümmert. Und am 23. Dezember 2011 war es dann soweit: Ich bekam mein neues zu Hause mit eigener Schmuserin und Betreuerin, die nur noch für mich da ist.

Meine Namensgebung war so eine Sache. Da ich im Distelbeckhof in Essen-Katernberg (ein sehr schöner Stadtteil-Name!) gefunden wurde, nannten die Leute im Tierheim mich Distel. Bea und Ernst haben festgestellt, dass ich aussah wie ein Zausel, da ich ziemlich übel vom Tierheim-Frisör zugerichtet wurde. Doch meiner Betreuerin verriet ich meinen vollständigen Namen: Leopold Zausel von der Distelbeck, für Freunde kurz Leo.

*) VIC = very important cat

Mila

Mila ist die Katze meiner Eltern. Sie lebt seit fünf Jahren in ihrem Revier und ist auch ein Kind des Tierschutzes. Als sie aufgegriffen wurde, war sie noch kein Jahr alt und hatte bereits ihren ersten Wurf. Die zwei Kitten konnten damals vermittelt werden. Leider war Mila viel zu scheu, um im Tierheim bei all den tollen Katzen aus der Masse hervor zu stechen.

Genau zu dieser Zeit war ich lange krank geschrieben und ging ins Tierheim um dort als Schmuserin den liebsten Geschöpfen der Welt die Zeit zu vertreiben. Dort viel mir Mila auf, denn sie versteckte sich nur unter Decken und brauchte lange Zeit, um etwas Vertrauen aufzubauen.

Meine Mutter trauerte sehr um Kira, die uns einige Wochen zuvor verlassen musste. Und so stand ich ihr beratend zur Seite, als sie sich entschloss, wieder eine Fellnase in ihr Haus zu holen. Ich wusste, dass Mila bei ihr gute Chancen hätte, eine glückliche und entspannte Katze zu werden, die ein tolles Leben voller Dankbarkeit annehmen würde.

Nach einigen Überlegungen, ob Mila überhaupt je richtig zahm wird, bekam sie ihre Gelegenheit. Mila zog am 12. Januar 2007 bei meinen Eltern ein.

Die ersten Wochen war von dem Katzentier nicht viel zu sehen. Sie hatte furchtbare Angst und versteckte sich auch hier nur unter Decken. Der sonst so geordnete Haushalt meiner Mutter glich in dieser Zeit eher einer Deckenburg, die Kinder im Spiel schon mal gerne bauen. Stühle waren abgedeckt, Höhlen wurden gebaut, damit das Katzli alle Zeit der Welt hat, sich einzuleben.

Es dauerte sehr lange, bis Mila zu der Katze wurde, die sie heute ist. Sie hatte nie zuvor in einem Haushalt gelebt und kannte selbst die einfachsten Geräusche, wie einen Wasserhahn oder eine Kaffeemaschine nicht. Meine rheumageplagte Mutter kroch wochenlang auf dem Boden und begegnete Mila nur auf Augenhöhe. Das war nicht wirklich einfach, drückte diese sich zudem noch auf den Boden.

Doch nach und nach fasste die Kleine Vertrauen zu den Menschen, die sich um sie kümmerten. Im Sommer durfte sie auch das erste Mal nach draußen. Sie machte nur ein paar Schritte auf den Balkon, der in den Garten führt und huschte dann schnell wieder rein. Die Sicherheit der Wohnung war ihr doch noch lieber.

Heute ist Mila eine glückliche, zufriedene und selbstbewusste Katze. Jeder Besucher wird begrüßt, die Nachbarhunde werden freundlich beäugt und im Sommer freut sie sich über alle Freunde, die sich im Garten tummeln. Inzwischen lässt sie sich sogar hoch heben. Zwar ist das nicht ihre Lieblingsposition, doch für Besuche beim Tierarzt unerlässlich.

Ich bin für sie das Annerfrauchen. Ursprünglich das „andere Frauchen“. Doch mit der Zeit haben wir ein paar Buchstaben weggelassen und sie weiß, wer gemeint ist. Und wenn meine Eltern im Urlaub sind, kümmert sich das Annerfrauchen liebend gerne um ihr „Zweitkind“.

Mila Weihnachten 2011